KEIN SVS-Gesundheitshunderter!

Kein SVS-Gesundheitshunderter für Selbstständige, die sich von mir beraten lassen wollen! Schade, findest du nicht?

Leider gibt es keine guten Nachrichten für selbstständige Personen, die gerne den SVS-Gesundheitshunderter bei mir einlösen möchten.

Für einige gesundheitsfördernde Maßnahmen zahlt die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) allen Gewerbetreibenden, Bauern, Freiberuflern und Neuen Selbstständigen den SVS-Gesundheitshunderter. Diesen gibt es u.a. auch für eine ernährungsmedizinische Beratung. Leider wurde ich aufgrund meiner Spezialisierung auf pflanzenbasierte Ernährung von der SVS als SVS-Gesundheitspartnerin abgelehnt.

Du willst wissen, weshalb?

Lass mich dir die Geschichte von Anfang an erzählen. Dabei ist mir wichtig zu sagen: Ich möchte mit diesem Beitrag keinesfalls meinen E-Mail-Kontaktpartner bei der SVS in eine unangenehme Lage bringen oder persönlich angreifen. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte mit dir teilen möchte. Der E-Mail-Verlauf ist nun schon über ein Jahr her, und die Ablehnung der SVS damals liefert mir immer noch „Nachdenk-Futter“. Warum erzähle ich also diese Geschichte: Ich möchte mit dir teilen, dass ich die Ablehnung als SVS-Gesundheitspartnerin für mich nicht nachvollziehbar ist und ich mir ein Umdenken von Seiten der SVS wünsche.

Erster Schritt: Antrag stellen, um SVS-Gesundheitspartnerin zu werden!

Um als SVS-Gesundheitspartnerin tätig sein zu können, wurde ich gebeten ein Formular auszufüllen (mit meiner Vorstellung als Diätologin sowie der Vorstellung meiner Pakete, die ich anbieten möchte) und dieses inklusive meines Qualifizierungsbeleges (Zeugnis: Diätologie-Studium) an die SVS zu retournieren. Gesagt, getan! Da ich es anderen selbstständigen Personen unbedingt ermöglichen wollte, den SVS-Gesundheitshunderter bei mir einlösen zu können, habe ich mich an die Arbeit gemacht und mir zwei sinnvolle Pakete überlegt und diese im Formular detailliert beschrieben. Außerdem habe ich als gewünschte Kurzbeschreibung als potentielle SVS-Partnerin im Dokument folgende Zeilen angegeben:

Ich bin vegane Diätologin und habe Vegologisch-vegane Diätologie ins Leben gerufen. Entgegen der häufigen Erwartung berate ich nicht nur vegane Personen, sondern begleite auch Personen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme (z.B. zu hohes Cholesterin, Übergewicht) oder ethischen bzw. ökologischen Gründen vermehrt Alternativen zu tierischen Produkten kennenlernen möchten, um diese in ihren Speiseplan zu integrieren. „Reduzieren“ oder „Weglassen“ gelingt gerade dann, wenn schmackhafte und gesunde Alternativen zur Verfügung stehen. Ich freue mich Sie zu begleiten!

Hier findest du im Überblick die zwei Pakete, die ich mir überlegt habe und auch so in das Formular eingegeben habe:

ERSTES PAKET:

  • Name: Die bunte Pflanzenvielfalt auf den eigenen Teller bringen:
  • Alternativen bei Reduktion von tierischen Lebensmitteln kennenlernen!
  • Zielgruppe: Personen, die aufgrund von gesundheitlichen (z.B. erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, Hyperurikämie), ethischen (Tierleid) oder ökologischen Gründen mehr von der bunten Pflanzenvielfalt auf ihren Teller bringen wollen. Ich bin überzeugt: Um weniger tierische Lebensmittel zu essen, braucht es schmackhafte und gesunde Alternativen!

ZWEITES PAKET:

  • Name: Präventionspaket „vegane Ernährung“
  • Zielgruppe: Gesunde Personen, die sich vegan ernähren oder vegan ernähren möchten. Sie erfahren in den Beratungen wie eine vegane Ernährung richtig funktioniert und ich helfe Ihnen dabei, dieses Wissen in Ihren Alltag zu packen.
  • Auch für Schwangere, Stillende und frisch gebackene Eltern empfehle ich dieses Paket, da auch hier das Basiswissen rund um eine gesunde vegane Ernährung sehr wichtig ist. Alles, was über die gesunde vegane Ernährung hinausgeht, soll nachher im Rahmen von Folgeberatungen (z.B. Mehrbedarf von Nährstoffen in Schwangerschaft/Stillzeit und/oder Einführung der Beikost) besprochen werden.

Wie du aus den Paketbeschreibungen erkennen kannst, war es mir ein Anliegen, einerseits ein Paket für vegan lebende Personen anzubieten, um diese bei der richtigen Umsetzung zu unterstützen. Gleichzeitig war es mir auch sehr wichtig, Mischköster*innen, die sich aus diversen Gründen (z.B. erhöhten Cholesterinwerten) vermehrt mit einer pflanzenbasierten Ernährung auseinandersetzen möchten, ebenso ein Paket anzubieten.

Nachdem ich meine Pakete gründlich durchdacht und per E-Mail geschickt hatte, bekam ich von Seiten der SVS leider eine Ablehnung. Schau dir dazu gerne den Mailverlauf durch (lediglich Begrüßungen und Verabschiedungen wurden aus Gründen der Einfachheit in allen E-Mails gelöscht). Wie oben beschrieben möchte ich hier wirklich niemanden persönlich angreifen, ich wünsche mir jedoch ein Umdenken von Seiten der SVS und hoffe so, einen kleinen Denkanstoß liefern zu können.

SVS an MICH:

Nach Rücksprache mit unserer Chefärztin, müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir kein Paket für eine vegane Ernährung mit dem SVS-Gesundheitshunderter unterstützen können. Daher kann es leider zu keiner Kooperation kommen.

Wir bedauern Ihnen keine positive Nachricht übermitteln zu können und bitten um ihr Verständnis!

ICH an SVS:

„Danke für Ihre Rückmeldung.

Ich bin gerad etwas über Ihre Rückmeldung verwundert: Weshalb wird es zu keiner Kooperation kommen (meinen Sie der SVS-Gesundheitshunderter ist gar nicht möglich)? Die Gründe dahinter würden mich sehr interessieren.

Als Diätologin im pflanzlichen Bereich unterstütze ich Personen, die entweder vegan leben und dies auch richtig machen wollen (und dann auch viele gesundheitliche Vorteile haben) ODER Personen, die aus diversen Gründen (gesundheitlich, ökologisch oder ethisch) vermehrt viel mehr an Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten und Co auf den Teller bringen wollen.

Ich bitte Sie mir den Kontakt der Chefärztin weiterzuleiten, damit ich mich mit ihr diesbezüglich austauschen kann.

Sie können meine Anfrage auch gerne direkt weiterleiten, danke!

Welche Kooperation wäre in Ihren Augen möglich?“

SVS an MICH:

„Wir können Ihre Verwunderung verstehen, müssen Ihnen aber mitteilen, dass unsere Entscheidung endgültig ist.

Gerne geben wir Ihnen ein paar Beweggründe für unsere Entscheidung bekannt:

Seitens der SVS favorisieren wir Themenbereiche, die „breiter aufgestellt“ sind. Im Ernährungsbereich ist uns eine gesunde und ausgewogene Ernährung ein großes Anliegen. Daher unterstützen wir eine ganzheitliche Ernährung.

Die vegane Ernährung ist ein sehr spezifisches Thema und für gewisse Zielgruppen (Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche) nicht geeignet. Zusätzlich floss auch die Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum Thema „vegane Ernährung“ in unsere Entscheidungsfindung mit ein. Aus diesen Gründen haben wir uns gegen eine Förderung entschieden.

Wir ersuchen um Ihr Verständnis, dass wir nicht alle Angebote, die an uns herangetragen werden, fördern können.“

ICH an SVS:

„Danke für die ausführliche Rückmeldung.

Ich danke auch fürs Teilen Ihrer Beweggründe. Ich hätte Einiges zum Thema der Beweggründe zu sagen, möchte das aus Zeitgründen aber nicht schriftlich machen. Sollten Sie oder die Chefärztin doch Interesse an einem Gespräch haben, würde ich mich sehr freuen. Gerne können wir uns hierzu auch einen (Video)Telefontermin ausmachen. Auch, wenn Ihre Entscheidung endgültig ist bin ich bereit dazu. Mir ist wichtig, über das Thema zu reden und dem Thema einen Raum zu geben. Es passiert schon viel in diesem Bereich, vielleicht ist es ja auch doch für die SVS von Interesse.

Vielleicht darf ich eine meiner Gedanken mit Ihnen teilen: Obwohl im deutschsprachigen Raum eine vegane Ernährung als kritisch erachtet wird, da man sich gezielt um die Deckung gewisser Nährstoffe kümmern muss, so wird doch in allen Positionspapieren deutlich gesagt (so auch bei der DGE), dass sich vegane Personen an fachkundige Expert/innen wenden sollen. Dies kommt auch in der Stellungnahme der ÖGKJ (sollten Schwangere und Stillende sich oder ihre Kinder vegan ernähren) deutlich zum Ausdruck. Gerade hier würde ich mich freuen, wenn auch selbstständige werdende Mütter und ihre Kinder Unterstützung finden, auch in finanzieller Hinsicht. Jemand, der sich richtig vegan ernährt, kann alle Nährstoffe toll decken und sich wunderbar versorgen (mit der richtigen Supplementierung, z.B. B12). Wenn sich jmd. für eine vegane Ernährung entscheidet und diese auch richtig umsetzt, besteht ein großes Präventionspotential. Eine Kollegin und ich sind gerade am Aufbau eines Kurses bzgl. veganer Ernährung in SS und Stillzeit sowie Beikost, um gerade diese Zielgruppe bestmöglich zu unterstützen. Wirklich schade, wenn gerade selbstständige Personen hier keine Unterstützung der finanziellen Art erhoffen dürfen.

Die ProVita in Deutschland beschreitet hier schon ganz andere Wege, was ich sehr positiv und spannend finde.

Eine kurze Frage noch generell zum SVS-Hunderter: Ist eine Kooperation in einem „nicht-veganen Bereich“ möglich, z.B. Hypercholesterinämie? Oder bin ich als vegane Diätologin nun keine potenzielle Kooperationspartnerin?

Ich freue mich von Ihnen zu lesen und wünsche Ihnen weiterhin eine schöne Woche“

SVS an MICH:

„Als vegane Diaetologin gibt es leider keine Kooperationsmöglichkeit auch nicht im Zuge des SVS-Gesundheitshunderters.

Mit der Bitte um Verständnis und Kenntnisnahme.“

ICH an SVS:

„Danke für Ihre Rückmeldung. Leider kann ich Ihre Entscheidung, mich nicht als Kooperationspartnerin bei der SVS akzeptieren zu wollen, nicht nachvollziehen. Um Missverständnisse im Rahmen unserer Korrespondenz zu vermeiden möchte ich dies gerne ausführen:

Ich habe mich aus persönlichen Gründen (ethisch, ökologisch und gesundheitlich) für eine vegane Ernährung entschieden. Dies hat mich in beruflicher Hinsicht dazu motiviert, mich vertiefend mit pflanzlicher Ernährung auseinander zu setzen, um andere Personen, die sich ebenso aus diversen Gründen für eine vegane Ernährung entschieden haben, bestmöglich zu unterstützen. Wie bereits in der letzten E-Mail beschrieben, empfehlen sämtliche Ernährungsgesellschaften, so auch im deutschsprachigen Raum DGE und ÖGKJ, sich bei veganer Ernährung an fachkundige Expert/innen zu wenden. Genau das mache ich. Genau für diese Zielgruppe (bereits vegan lebende Personen oder Personen, die sich vegan ernähren möchten) habe ich das „vegane Paket“ geschnürt, um sie bei der richtigen Umsetzung dieser Ernährungsweise zu unterstützen.

Darüber hinaus biete ich als Diätologin auch Unterstützung für Mischköstler/innen an, die aus gesundheitlichen Gründen (z.B. bei Hypercholesterinämie) oder anderen Motiven (ethisch, ökologisch) den Fleischgehalt in ihrer Ernährung reduzieren möchten. Genau an diese Zielgruppe habe ich mich in einem der beiden Pakete, das ich Ihnen geschickt habe, gerichtet. Ich möchte betonen, dass es hier nicht darum geht eine mischköstlich lebende Person zu einer veganen Ernährungsweise zu bewegen (es sei denn, die Person hat den Wunsch pflanzlich zu essen), sondern darum, jede Person individuell dort abzuholen wo sie steht und ihr zu helfen, sich im Einklang mit ihren Wertvorstellungen ausgewogen zu ernähren. Diese Informationen finden Sie in meinem Paket.

Mit dem Griff zu mehr vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln handle ich evidenzbasiert, denn auch laut BMG sollen in einer gesunden Mischkost max. 300-450g Fleisch/Woche gegessen werden. Der Österreichische Ernährungsbericht zeigt jedoch, dass in Österreich zu viel Fleisch gegessen wird. Hierzu ein Auszug aus dem Österreichischen Ernährungsbericht 2017 (s. Screenshot): [Anmerkung: Screehshot konnte ich hier nicht einfügen]

Ich möchte nochmals betonen: Es ist meine persönliche Entscheidung, mich vegan zu ernähren. Ich unterstütze vegane Personen oder Personen, die sich vegan ernähren möchten, diese Ernährung auch richtig umzusetzen. Ich unterstütze aber auch mischköstlich lebende Personen, nachhaltige und vollwertige Pflanzenvielfalt auf ihren Teller zu bringen, ganz im Einklang mit den Empfehlungen des BMG.

Ich bitte Sie um Weiterleitung meiner E-Mail an die Chefärztin, vielen Dank.

Wenn ich aufgrund meiner persönlichen veganen Ernährungsweise als Kooperationspartnerin der SVS abgelehnt werde, sehe ich mich gezwungen, mich mit den Medien in Verbindung zu setzen.“

SVS an MICH:

„Laut den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/dge-position/vegane-ernaehrung/) sollte bei einer veganen Ernährung - so wie sie bereits sagen - eine Beratung von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden. Da aber eine regelmäßige ärztliche Kontrolle notwendig ist, würde das unserem Prinzip der Gesundheitsförderung widersprechen. Denn das Ziel der Gesundheitsförderung ist eine vollwertige Ernährung.

Außerdem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass es sich beim SVS-Gesundheitshunderter um eine freiwillige Leistung der SVS handelt und somit kein Rechtsanspruch auf eine Kooperation im Bereich SVS-Gesundheitshunderter besteht.

Mit der Bitte um Kenntnisnahme!“


Das war die letzte E-Mail, die ich von der SVS erhalten habe.

Nach einem langen hin und her habe ich mich entschlossen, das E-Mail nicht mehr zu beantworten, da ich das Gefühl hatte, mit meinen Anmerkungen und Überlegungen bisher kein Interesse geweckt zu haben. Auch der Kontakt zur Chefärztin wurde mir leider nicht vermittelt, mein Angebot einer telefonischen Aussprache (oder via Online-Videotelefonie) wurde nicht angenommen.

Siehe Auszug aus meiner E-Mail:

„Ich danke auch fürs Teilen Ihrer Beweggründe. Ich hätte Einiges zum Thema der Beweggründe zu sagen, möchte das aus Zeitgründen aber nicht schriftlich machen. Sollten Sie oder die Chefärztin doch Interesse an einem Gespräch haben, würde ich mich sehr freuen. Gerne können wir uns hierzu auch einen (Video)Telefontermin ausmachen. Auch, wenn Ihre Entscheidung endgültig ist bin ich bereit dazu. Mir ist wichtig, über das Thema zu reden und dem Thema einen Raum zu geben.“

Kannst auch du diese Ablehnung der SVS nicht nachvollziehen?

Wenn auch du die Ablehnung als Gesundheitspartnerin nicht nachvollziehen kannst, freue ich mich, wenn du dich mit deiner wertschätzenden Meinung an die SVS wendest. Dazu reichen 1-2 Sätze und die Verlinkung meines Beitrages hier völlig aus. Vielleicht schlägt die SVS ja einen ähnlichen Weg wie die BKK Provita ein, eine Krankenkasse in Deutschland, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, vegane Personen gezielt zu unterstützen? Tagträumen erlaubt, oder vielleicht braucht es einfach ein bisschen mehr Zeit! Vielen Dank für deine Unterstützung!

FÜNF GRÜNDE, DIE DAFÜR SPRECHEN, DASS DIE SVS MIT PFLANZENBASIERTEN DIÄTOLOG*INNEN ZUSAMMEN ARBEITET ...


  1. Viele Fachgesellschaften weltweit vertreten die Meinung, dass eine vegane Ernährung bei richtiger Planung und Umsetzung gesund ist, auch in sensiblen Lebensphasen (Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit).

Dazu gehören z.B.:

• Academy of Nutrition and Dietetics (USA)

• American Academy of Pediatrics (USA)

• British Nutrition Foundation (Großbritannien)

• Canadian Paediatric Society (Kanada)

• Dietitians of Canada (Kanada)

Auszug aus dem Positionspapier der Academy of Nutrition and Dietetics (AND, 2016):

„It is the position of the Academy of Nutrition and Dietetics that appropriately planned vegetarian, including vegan, diets are healthful, nutritionally adequate, and may provide health benefits for the prevention and treatment of certain diseases. These diets are appropriate for all stages of the life cycle, including pregnancy, lactation, infancy, childhood, adolescence, older adulthood, and for athletes.”

2. Selbst Fachgesellschaften, die die vegane Ernährung in sensiblen Lebensphasen nicht empfehlen (Deutsche Gesellschaft für Ernährung [DGE]; Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde [ÖGKJ]), empfehlen bei veganer Ernährung die Unterstützung durch fachkundige Ernährungsexpert*innen.

Auszug aus dem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE, 2016):

„Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen. Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, sollte dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, auf eine ausreichende Zufuhr v. a. der kritischen Nährstoffe achten und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel und Nährstoffpräparate verwenden. Dazu sollte eine Beratung von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden.“

3. Pflanzenbasiert essen heißt nicht gleich vegan.

Pflanzenbasiert essen kann von „rein pflanzlich“ bis „kleinen Anteil an tierischen Produkten“ alles bedeuten. Sehr viele Menschen möchten gerne den Anteil an tierischen Produkten in ihrer Ernährung aufgrund von gesundheitlichen Motiven (z.B. erhöhte Cholesterinwerte), ökologischen Motiven (z.B. Veredelungsverluste bei der Produktion tierischer Produkte) oder ethischen Motiven (z.B. Ablehnung der Massentierhaltung, Welthungerproblematik - Verteilungsproblem) reduzieren. Das gelingt meiner Erfahrung nach am besten, in dem man sich damit auseinandersetzt, wie pflanzenbasiertes Kochen lecker und gesund funktioniert und auf welche Nährstoffe gezielt zu achten ist.

Fakt ist, dass in Österreich laut Ernährungsbericht 2017 zu viel Fleisch gegessen wird:

„Im Gegensatz hierzu werden bei Fleisch und Fleischprodukten die empfohlenen drei Portionen pro Woche von beiden Geschlechtern deutlich übertroffen. Männer konsumieren zwischen 128 und 188 g pro Tag (entsprechend rund 900-1320 g pro Woche) und überschreiten die empfohlene Menge von maximal 300 bis 450 g um etwa das Dreifache.“

4. Eine pflanzenbasierte Ernährung (egal ob vegetarisch, vegan oder mit kleinem Anteil an tierischen Produkten) ist GANZHEITLICH.

Gut für die eigene Gesundheit (natürlich bei richtiger Umsetzung, wie bei allen anderen Ernährungsformen), gut für die Umwelt, die Mitmenschen und die Tiere.

Auszug aus dem Positionspapier der Academy of Nutrition and Dietetics (AND, 2016):

“Plant based diets are more environmentally sustainable than diets rich in animal products because they use fewer natural resources and are associated with much less environmental damage. Vegetarians and vegans are at reduced risk of certain health conditions, including ischemic heart disease, type 2 diabetes, hypertension, certain types of cancer, and obesity.”

5. Eine ärztliche Kontrolle bei veganer Ernährung widerspricht NICHT dem Prinzip der Gesundheitsförderung.

Die SVS hat in ihrer E-Mail an mich geschrieben:

„Laut den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte bei einer veganen Ernährung - so wie sie bereits sagen - eine Beratung von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden. Da aber eine regelmäßige ärztliche Kontrolle notwendig ist, würde das unserem Prinzip der Gesundheitsförderung widersprechen.“

Widerspricht dann auch die Gesundenvorsorge (Blutbild, Leberwerte, Nierenwerte, Cholesterinwerte etc.) dem Prinzip der Gesundheitsförderung? Ich persönlich würde mal meinen: „Wohl eher nicht“. Eine pflanzenbasierte Ernährung muss richtig umgesetzt werden, wie auch jede andere Ernährungsform, das ist Fakt. Hier ist es wie in einer Mischkost hilfreich, Blutparameter zu messen, um zu sehen, ob der Körper ausreichend mit den jeweiligen Nährstoffen versorgt ist. Warum werden die Cholesterinwerte im Rahmen der Gesundenvorsorge überprüft? Vermutlich weil so versucht wird, erhöhte Cholesterinwerte (durch falschen Lebensstil wie häufig durch ein erhöhtes Ausmaß an tierischen Produkten) frühzeitig zu erkennen und handeln zu können. Warum sollten also vegane Personen nicht bei der richtigen Umsetzung der gewählten Ernährungsform unterstützt werden, indem beispielsweise Laborwerte wie Holotranscobalamin (aktives B12) gemacht werden? In Deutschland hat die BKK Provita sich entschieden, Personen die sich vegan ernähren, gezielt zu unterstützen! Pioniere, wie ich finde!