Vegane (werdende) Eltern haben es nicht immer leicht, stimmt's? Diese Erfahrung habe zumindest ich in meiner Beratungspraxis gemacht.
Ich durfte mich mit dem Thema "Vegan in Schwangerschaft und Stillzeit" in einem umfassenden Artikel für die Österreichische Hebammenzeitung an Gesundheitsberufe wenden. Für unsere zukünftige Welt wünsche ich mir von Herzen, dass Gesundheitsberufe die Entscheidung von vegan lebenden Personen akzeptieren, Wissen vermitteln und an fachkundige Expert*innen verweisen. Ich hoffe, dass der Artikel einen kleinen Beitrag für meine Wunschzukunft leisten darf:
Vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit wird nicht empfohlen
Petra Fasching ist pflanzenbasierte Diätologin und erzählt von ihren Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit schwangeren und stillenden Frauen, die sich aus diversen Gründen für eine vegane Ernährung entschieden haben.
Ein Gedankenexperiment: Abraten von veganer Ernährung
Begleiten Sie mich auf ein kleines Gedankenexperiment und stellen Sie sich die folgende Situation vor:
Eine schwangere Frau erzählt ihrer Hebamme, dass sie sich schon viele Jahre vegan ernährt, weil sie sich ursprünglich aus ethischen Gründen dafür entschieden hat, mittlerweile aber auch ökologische und gesundheitliche Gründe ihre Entscheidung bestärken. Die Hebamme hört aufmerksam zu, ist aber sogleich besorgt um das Wohlergehen von Mutter und Kind, da sie daran denkt, dass eine vegane Ernährung laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in sensiblen Lebensphasen nicht empfohlen werden kann (1). Darüber hinaus hatte sie aber noch keine Zeit sich mit der veganen Ernährung zu befassen.
Stellen Sie sich vor, die Hebamme erklärt der Schwangeren, dass sie sich in der Schwangerschaft besser mischköstlich oder zumindest vegetarisch ernähren soll, weil die DGE eine vegane Ernährung in dieser Lebensphase mit erhöhtem Nährstoffbedarf nicht empfiehlt (1). Was meinen Sie, wie sich die Schwangere fühlen könnte?
In meinen Beratungsgesprächen mit veganen Schwangeren und Stillenden höre ich immer wieder von ähnlichen Situationen. Meist erfahre ich schon beim Erstkontakt, wozu die Ablehnung der veganen Ernährung durch Gesundheitsberufe bei den veganen Frauen führt. Meiner Erfahrung nach reichen die Gefühle und Gedanken von Verzweiflung („Ich will kein Fleisch essen! Was mache ich nun bloß?“) über Besorgnis und Schuldgefühle („Ich habe Angst mein Kind mit meiner Ernährung krank zu machen!“) bis hin zu Unverständnis und Wut („Ich habe mich intensiv mit meiner pflanzlichen Ernährung auseinandergesetzt und ich weiß, woher ich die erforderlichen Nährstoffe für meinen Nachwuchs und mich bekomme!“).